4. Nov | Ein Tag mit mehr als 1000 Eindrücken
Tag zwei in Bangkok ist angebrochen und Sureena hat einiges für uns geplant. Lässig winkt sie uns ein Taxi heran, Szenen wie man sie eher in New York erahnen würde. Sofort kommt sie mit dem Taxifahrer in ein intensives Gespräch, und komischerweise bin ich sehr überrascht darüber, bin ich es doch eher gewohnt einfach still im Taxi zu warten bis ich ans Ziel gebracht werde. Aber die Beiden quatschen, als würden sie sich schon ewig kennen und ich versuche, irgendwelche Fetzen davon zu verstehen (chancenlos natürlich, ich bin der thailändischen Sprache nicht mächtig und glaube, nicht auch nur ein Wort jemals doppelt gehört zu haben, so als würden sie jedes Mal einen neuen Wortschatz erfinden).
Unser Ziel ist Koh Kret, eine Flussinsel im Chao Phraya River. Sureena erklärt mir, dass Bangkok früher ein bisschen wie Venedig funktioniert hat und die Menschen mit kleinen Booten von A nach B kamen. Um uns herum ist alles voller Sandsäcke und Leuten, die irgendwo versuchen Wasser abzupumpen, es ist Hochwasser in Bangkok. Wir laufen an einer kleinen Holzhütte vorbei, direkt daneben steht ein riesiges, wunderschönes Wohnhaus. Wie unterschiedlich die Leute hier gleich nebenan leben, einer im Holzverschlag und einer in der Villa, ist schon wild.
Der Chao Phraya River hat eine dunkle Wasserfarbe und schwimmt etwas moosig daher, jetzt wird mir auch klar, warum ich das Wasser aus der Leitung besser nicht trinken sollte.
Auf die Insel kommen wir mit einer Fähre, und ich bin sehr erstaunt, ist die Distanz doch so kurz dass man auch eine Brücke bis ans andere Ufer bauen hätte können. Aber das hier alles etwas anders läuft hab ich ja eigentlich schon gelernt.
So schwimmen wir also nicht mal eine Minute mit der Fähre über den Fluss und erreichen Koh Kret, das leider ebenfalls vom Hochwasser geplagt wurde. Zum ersten Mal kann ich aber einen Blick in einen Tempel werfen, nichtsahnend, dass ich davon noch einige auf dieser Reise sehen werde. Die Tempel sind wirklich eine Meisterleistung für sich und ich bekomme gleich dieses tolle Asien-Gefühl, bei all den kleinen Details. Ich denke mir war zu Beginn garnicht klar, wie stark gläubig die Thailänder sind und quasi alles im Leben nach ihrer Religion ausrichten. Überall findet man kleine Ghosthouses, Bäume mit bunten Bändern herum, niedergelegte Blumenkränzchen, Hühner, die einen sicheren Lebensabend im Tempel genießen und nicht auf dem Teller landen dürfen.
Außerdem lerne ich, dass wir in Thailand gerade ein ganz anderes Jahr haben als bei uns in Österreich – was eigentlich logisch ist. Warum sollten Buddhisten auch mit der Geburt Christi ihre Zeitrechnung beginnen – Ich merke, wie blöd man bleibt wenn man nicht in die Welt hinaus kommt. Hier haben wir also das Jahr 2564, also 2564 Jahre nach dem Todesjahr von Siddhartha Gautama, der nach dem Tod seines physischen Körper zur Gottheit Buddha wird.
Auch über die Königsfamilie lerne ich einiges, beispielsweise dass eine der Hauptfrauen von König Rama V ertrank, weil es unter Todesstrafe verboten war Mitglieder der königlichen Familie anzufassen und man ihr und ihrer Tochter nach einem Schiffsunglück tragisch beim Ertrinken zusehen musste. Dieses Gesetz gibt es heute nicht mehr, König Rama V. schaffte es nach diesem Unglück ab.
Wieder mit der Fähre auf dem Festland angekommen, haben wir uns erst einmal in einem Straßenrestaurant gestärkt. Ich werde den Anblick des in einer Glasvitrine baumelnden Hähnchens nie vergessen, das unter den 33 Grad der Hitze Bangkoks brutzelte. Im Hinterraum, auf dem Boden sitzend, hackte eine Frau gerade ein weiteres Hähnchen mundgerecht. Trotz anderer Hygienestandards hatte ich nie Hemmungen vor dem Essen in Thailand, ich denke man gewöhnt sich relativ schnell an die Umstände und findet es völlig normal. Es wäre nämlich viel zu schade, so weit zu fliegen und dann die ganzen Gerichte nicht zu kosten, denn von dem intensiven Geschmack der Zutaten und Gewürze sind wir hier in Europa weit entfernt. Trotzdem bin ich etwas glücklich darüber, meine Hepatitisimpfung doch nicht geskippt zu haben.
Wir fahren wieder weiter in die Stadt hinein und probieren einige öffentliche Verkehrsmittel aus. Der Bus mit Holzboden hat mich dann doch wieder etwas überrascht, und wäre ich nicht ohnehin Weiß gewesen hätte man mir spätestens hier angesehen, dass ich keine Thailänderin bin – bis über beide Ohren hab ich gestrahlt, tausende Fotos gemacht, nur wegen diesem Holzboden. Diese “Ich bin nicht von hier-Momente” hatte ich noch öfter…
Auch das Tuktuk hat mich sehr begeistert, halte ich zuhause in Österreich doch eher mal die Klappe hab ich vor Entzückung dem Fahrtwind entgegengeplärrt. Der arme Tuktuk-Fahrer.
Sogar das U-Bahn- und Skytrainfahren fand ich super spannend, obwohl wir das in Europa auch haben. Aber die Skyline Bangkoks ist einfach etwas, das Herzen höher schlagen lässt. Ich glaube das war der Moment, wo ich mich ein bisschen in Bangkok verliebt habe.
Am Abend ließen wir es uns bei einer Thai-Fußmassage gut gehen, und ich merkte wieder, wie ich mit dummen Vorurteilen behaftet den Massageraum betrat. Es wurden einfach nur meine Füße und Schultern massiert, und das dazu auch noch ziemlich gut. Um massieren zu dürfen muss man nämlich auch in Thailand eine Schule besuchen. Die Beiden Masseurinnen waren ganz liebe, sehr vorsichtige Menschen.
Auf dem Nightmarket ging es nochmal richtig Rund. Es waren so viele Menschen da, und an jeder Ecke gab es Nahrung, Kleidung, und was man sonst noch alles Kaufen konnte. Die Atmosphäre in Thailand ist einfach cool, und obwohl ich üblicherweise nicht so sehr auf Gespräche mit Fremden brenne, hatte ich hier manchmal sogar Lust auf diese “Mit-Hand-und-Fuß-Kommunikation”. Wie sollte man mich aber auch nicht ansprechen, so wie ich mit offenen Mund durch die Stände gelatscht bin, von einer Kuriosität zur nächsten, wohlwissend, dass man durch einen offenen Mund viel schneller all die Nahrung schieben konnte. Wer in Thailand nicht alles kostet, ist selber Schuld.